Ein besonderer Ort mit bedeutungsvoller Symbolik
In einem alten englischen freimaurerischen Katechismus heißt es übersetzt: „Freimaurerei ist ein eigenartiges System von Morallehren, verhüllt in Allegorien und erleuchtet durch Symbole.“ Dies umschreibt in wenigen Worten korrekt das, was Freimaurerei ist.
Die freimaurerische „Lehre“ der einzelnen Erkenntnisstufen wird in Form von rituellen Arbeiten und Symbolen vermittelt. Das ist möglich, da Symbole dem Menschen auf einzigartige Weise Sinnzusammenhänge verdeutlichen, ohne dazu Worte bemühen zu müssen. So bleibt viel Raum für persönliche Deutungen und Interpretationen – ohne dass der eigentliche Zusammenhang aufgelöst werden muss.
Die Symbolik der blauen Freimaurerei orientiert sich überwiegend an der Dombaukunst und den Werkzeugen der Steinmetze des Mittelalters. Der eigentliche Ursprung der Königlichen Kunst verbirgt sich dagegen im Nebel der Geschichte. Lediglich die Symbole und die Traditionen sind bewahrt geblieben und bilden heute die Grundlage moderner Freimaurerei. Diese Symbole sind besonders einprägsam, da sie zum einen die Arbeit an der eigenen Persönlichkeit symbolisch darzustellen vermögen, aber auch geistige und abstrakte Inhalte transportieren können.
Als Beispiel für symbolisches Arbeiten an der eigenen Persönlichkeit dient der raue Stein. Er repräsentiert in seiner Unvollkommenheit den unfertigen Menschen, mit allen Ecken und Kanten, Lastern und Fehlern, die einen Bau unmöglich machen. Errichtet man ein Gebäude aus diesen Steinen, so muss es unweigerlich tosend zusammenkrachen. Ziel der Freimaurerei ist es nun, aus diesem rauen Stein durch Bearbeitung einen kubischen Stein zu machen – also nach und nach die Kanten abzutragen, so dass die Errichtung eines Bauwerks möglich wird. Der Weg dorthin heißt Königliche Kunst. Dass der genannte Bau die Menschheit an sich meint, ist offenkundig. Ein Miteinander kann nur funktionieren, wenn alle Bausteine (die Menschen) bereit sind, gemeinsam daran zu arbeiten. Dabei können sie aber nicht andere Steine bearbeiten, sondern nur sich selbst. Dies vorzubereiten ist Aufgabe und Sinn der Freimaurerei.
Freimaurerei ist ein Mysterienbund. Er war immer als ein solcher zu verstehen und ist der letzte seiner Art, der heute noch anzutreffen ist. Die Unaussprechbarkeit symbolischer Inhalte und die damit verbundene Erkenntnis gehören zum freimaurerischen Geheimnis. Nur über das eigene Erleben kann der Suchende zum Freimaurer werden und das Arkanum entdecken. Um dies zu verstehen, muss er eingeweiht werden. Nur dann werden sich ihm die ansonsten verschlossen bleibenden Inhalte eröffnen. „Erkenne dich selbst!“ heißt es dazu, denn nur wer Selbsterkenntnis erlangt hat, versteht das Menschsein in einem größeren Zusammenhang. Symbole verdeutlichen ihm dabei das, was seine Seele versteht aber an dem seine Worte versagen.